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Das DISG-Modell (Basis für einen Persönlichkeitstest) *)

Der DISG-Persönlichkeitstest ist das in Deutschland wahrscheinlich am häufigsten in Unternehmen und Coachings eingesetzte standardisierte Verfahren zur Erstellung eines Persönlichkeitsprofils. Der amerikanische Psychologe William Marston ist der geistige Vater des zugrunde liegenden DISG-Modells. Aufgrund von Verhaltensforschungen in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts kam er zu dem Schluss, dass menschliches Verhalten größtenteils dadurch beeinflusst wird, ob eine Person

  • ihre Umgebung eher als günstig oder ungünstig wahrnimmt  und
  • sich in ihrem Umfeld als stark oder weniger stark sieht.

Interessanterweise kommt Marstons Differenzierung dieser 2x2 Pole dem späteren Okay/Nicht Okay-Modell der Transaktionsanalyse nahe. Sich selbst als stark oder schwach zu erleben, ist dem „Ich bin okay/Ich bin nicht okay“ ähnlich. Die Umgebung als günstig oder ungünstig wahrzunehmen, hat Parallelen zum „Du bist okay/Du bist nicht okay“. (Eine übersichtliche Erläuterung von Franklin Ernsts „O.K.-Corral“ auf Deutsch finden Sie hier.)

 

Marston entwickelte dann aus dieser anfänglichen Unterscheidung die beiden Dimensionen extrovertiert/ introvertiert und aufgabenorientiert/ menschenorientiert. Auf dieser Basis definierte er die folgenden vier Grundtypen der Persönlichkeit:

  • Dominant (D)                 =             extrovertiertes und aufgabenorientiertes Verhalten
  • Initiativ (I)                       =             extrovertiertes und menschenorientiertes Verhalten
  • Stetig (S)                        =             introvertiertes und menschenorientiertes Verhalten
  • Gewissenhaft (G)           =             introvertiertes und aufgabenorientiertes Verhalten

Aufbauend auf der Theorie von Marston beschrieb der amerikanische Verhaltenspsychologe John G. Geier in den sechziger Jahren 15 verschiedene „DISG-Typen“, denen er Begriffe wie z.B. „Entwickler“, „Förderer“, „Spezialist“, „objektiver Denker“ zuordnete. Nach dem DISG-Modell ist in jeder Persönlichkeitsstruktur jede Verhaltenstendenz aus den vier Bereichen vorhanden - allerdings fast immer in unterschiedlicher Intensität. Bei den meisten Menschen herrschen mindestens zwei der vier Verhaltensweisen vor.

 

Im Folgenden erläutere ich Ihnen die besonderen Merkmale der vier DISG-Verhaltensstile.

 

Dominanter Stil

 

Eigenschaften: entschlossen, willensstark, herausfordernd, konkurrierend, ergebnisorientiert, stur, bestimmend, durchsetzungsfähig, direkt, offen, mutig, aggressiv, hartnäckig, ruhelos, anspruchsvoll

 

Menschen mit dominantem Verhaltensstil  versuchen, Dinge zu ändern oder zu steuern, Probleme zu lösen und schnelle Ergebnisse zu erzielen. Sie stellen gerne den derzeitigen Status Quo infrage und bevorzugen sowohl direkte Antworten als auch vielfältige Tätigkeiten und Unabhängigkeit. Sie zeigen von sich aus Initiative, haben Freude an Wettbewerb und Herausforderungen und treffen schnelle Entscheidungen. Im Allgemeinen sind sie direkt, konkret und geradeheraus - manchmal auch grob. Sie stehen gern im Mittelpunkt und lieben es, ihr Umfeld zu kontrollieren. Sie verlangen viel von sich und anderen und können eine starke Willenskraft entwickeln, um ihre Ziele - gegebenenfalls auch gegenüber anderen - durchzusetzen.

 

Initiativer Stil

 

Eigenschaften: Beziehungsorientiert, beeinflussend, begeisternd, emotional, gesprächig, anregend, optimistisch, spontan, gesellig, freundlich, nett, inspirierend, fröhlich, gewinnend, kontaktfreudig, verspielt, gesprächig, unterhaltsam

 

Menschen mit einem prägnanten initiativen Verhaltensstil knüpfen gerne Kontakte und möchten andere von ihren Ansichten unbedingt überzeugen. Sie sind offen, optimistisch und drücken ihre Gedanken und Gefühle gerne in Worten aus. Sie lieben Aktivitäten in der Gruppe und versuchen, andere zu motivieren sowie sie zu Allianzen zusammenzubringen, um ihre Ziele zu erreichen. Sie arbeiten dann effektiv, wenn sie keiner Kontrolle oder Detailarbeit unterworfen sind. Sie handeln im Allgemeinen spontan und sind nur so weit wie nötig diszipliniert. Häufig sind sie voller Tatendrang und Energie, welche jedoch unnötig verschwendet werden, weil sie sich in zu vielen Aktivitäten verzetteln oder kein festes Ziel verfolgen.

 

Stetiger Stil

 

Eigenschaften: Treu, loyal, hilfsbereit, teamfähig, unterstützend, bescheiden, bewahrend, geduldig, pragmatisch, zuverlässig, ausgleichend, entspannt, aufmerksam, beständig, rücksichtsvoll, gutmütig, einsichtig, mitfühlend, verbindlich

 

Menschen mit stetigem Verhaltensstil scheuen große Veränderungen. Sie bemühen sich, ein berechenbares, organisiertes Umfeld zu schaffen und sind meist geduldige Zuhörer. In einer stabilen und harmonischen Atmosphäre, die Sicherheit, klare Vereinbarungen und vorhersehbarer Abläufe beinhaltet, fühlen sie sich am wohlsten. Die Rolle des Teammitglieds liegt ihnen eher als die des Teamleiters. Personen mit hohem „S“-Anteil haben Mühe, sich selbst zu verkaufen, und vermeiden dies, so gut sie können. Im Allgemeinen zeigen sie nicht so viel Tatendrang und Energie wie Menschen mit dominantem oder initiativem Verhaltensstil. Starken Zuspruch und Anerkennung für geleistete Arbeit ist wichtig für sie. Sie bevorzugen es, spezielle Fertigkeiten zu entwickeln und Dinge dann in Ruhe abzuarbeiten.

 

Gewissenhafter Stil

 

Eigenschaften: Hohe Maßstäbe, detailorientiert, selbstdiszipliniert, vorsichtig, analytisch, logisch, systematisch, genau, reserviert, gründlich, beherrscht, akkurat, vorausplanend, reserviert, vorsichtig

 

Menschen, bei denen der gewissenhafte Verhaltensstil besonders ausgeprägt ist, bevorzugen Ordnung, Disziplin und eine sachliche Atmosphäre, um Dinge in guter Qualität erledigen zu können. Sie bemühen sich, Dinge sorgfältig zu analysieren um dann hohe Standards zu erreichen. Dabei sind sie sich selbst und anderen gegenüber recht kritisch. Ihre Vorgehensweise ist systematisch, präzise und berücksichtigt alle wichtigen Details, in die sie sich allerdings oft zu verlieren drohen. Gewissenhafte sind eher diplomatisch und wägen Pro und Contra ab, bevor sie sich - am liebsten indirekt - in einen Konflikt einlassen. Daher bevorzugen sie ein Umfeld, welches klar definierte Erwartungen hat und sind auch gerne bereit Anweisungen zu folgen, wenn ihnen diese sinnvoll erscheinen. Sie legen Wert darauf, dass ihre besonderen Fähigkeiten und Leistungen anerkannt werden.

 

Da das DISG-Modell genau wie die Temperamentenlehre vier Grundtypen kennt, findet sich vereinzelt eine Zuordnung der Verhaltensstile zu den vier Temperamenten: Dominant - Choleriker, Initiativ - Sanguiniker, Stetig - Phlegmatiker, Gewissenhaft - Melancholiker. Die jeweiligen Eigenschaftsbündel sind jedoch nicht deckungsgleich, sondern weisen lediglich an einigen Stellen Parallelen auf.

 

Obwohl im Internet zahlreiche Informationen und Angebote zum DISG-Modell zur Verfügung stehen, findet sich kein kostenloser DISG-Test online, da dieser in erster Linie kommerziell genutzt wird (z.B. in Verbindung mit Coaching-Angeboten). Über diesen Link gelangen Sie aber auf einen kostenlosen Persönlichkeitstest des Psychologie-Portals „Psychomeda“, der auf den „Big Five“ der Persönlichkeitstheorie aufbaut (siehe „Persönlichkeit“). Neben einer Auswertung über diese fünf Persönlichkeitsfaktoren nimmt er auch eine Positionierung nach dem DISG-Modell vor (ungefähr 80 Fragen, Dauer ca. 20 Minuten). Das Test-ergebnis wird auf Wunsch auch per E-Mail zugestellt. Über die Qualität des Tests und der Auswertung kann ich aber leider keine Ausssage treffen.

 

 

*) Zur Definition und Beschreibung der Verhaltensstile diente als Quelle u.a. das Buch „Das neue 1x1 der Persönlichkeit“ von Lothar Seiwert und Friedbert Gay (2004)

Die Liebe ist die kleine Schwester des geliebten Lebens!

(Botho Strauss)

Erdmännchen