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Spermienkrieg/-selektion in der Vagina


Männlicher Spermienkrieg

Das Ejakulat des Mannes enthält etwa 300 Millionen Samenzellen, wovon allerding nur ca. 1-2 % bis zur Eizelle vordringen. Die restlichen Samenzellen (vor allem die zuletzt ausgestoßenen) haben lediglich eine Schutzfunktion vor Spermien möglicher Konkurrenten. Ein Teil von ihnen bildet so etwas wie Barrieren an den für die Befruchtung besonders relevanten Stellen, z.B. am Eingang der Gebärmutter. Sollten fremde Samenzellen diese Barrieren trotzdem durchdringen, haben andere Spermien die Aufgabe, diese zu attackieren. Dies geschieht mittels eines chemischen Giftstoffes, der in alle als fremd erkannten Samenzellen injiziert wird. Feindliche Spermien sind dem jedoch nicht wehrlos ausgeliefert. Die zuerst ausgestoßenen Samenzellen im Ejakulat führen ebenfalls so etwas wie ein biologisches Kampf-Arsenal mit sich. In den Fortpflanzungsorganen der Frau kann es also zu einem regelrechten Spermienkrieg kommen, wenn sie in kurzer Zeit mit zwei verschiedenen Männern schläft.

Doch damit nicht genug! Bei einer anderen Untersuchung wurde verblüffenderweise festgestellt, dass das Volumen des Ejakulats deutliche Schwankungen aufweist - und zwar abhängig davon, wie vertrauensvoll bzw. misstrauisch der Mann hinsichtlich der Treue seiner Partnerin ist. Biologen haben gemessen, dass die Anzahl der Samenzellen, die bei einem Orgasmus ausgestoßen werden, zwischen 100 Millionen und 500 Millionen schwankt – je nach Grad des Vertrauens. Große Skepsis hinsichtlich der Treue der Partnerin führte eher in den oberen Bereich der Spermienanzahl, uneingeschränktes Vertrauen in den niedrigeren. Überdies konnten die Forscher nachweisen, dass sich diese Schwankungen nur beim Geschlechtsverkehr zeigten, nicht etwa, wenn der Mann sich selbst befriedigte.

Weibliche Spermienselektion

Etwa 35% der Spermien fließen innerhalb der ersten halben Stunde nach dem Verkehr wieder aus der Vagina heraus. Die restlichen Spermien, die für den weiblichen Körper in erster Linie Fremdkörper sind, werden sofort von Antisperma-Leukozyten attackiert, die den Spermien zahlenmäßig hundertfach überlegen sind. Außer diesen Antisperma-Leukozyten gibt es in der Vagina, am Muttermund und selbst auf der Oberfläche der Eizelle diverse anatomische und physiologische Hindernisse für die Spermien zu überwinden. Auch dies trägt zu der oben genannten geringen Quote der Spermien bei, die die Eizelle erreichen.

Doch diesen biochemischen Hindernissen steht andererseits eine gewisse Unterstützungsfunktion des weiblichen Körpers gegenüber. Die weiblichen Fortpflanzungsorgane sind nämlich fähig, zwischen den unterschiedlichen Eigenschaften von Samenzellen verschiedener Männer zu unterscheiden. Auch der spezifische Aufbau des Muttermunds lässt Forscher vermuten, dass er als Filter für gewünschte bzw. unerwünschte Spermien dient. Bei dieser Form von Selektion geht es sowohl um biologische Vitalität als auch um immunologische Kompatibilität.

Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.

(Antoine de Saint-Exupéry)