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Sex, Paarungsverhalten, Fortpflanzungs-Strategien im Licht der Evolution

 

Im letzten Abschnitt über die bemerkenswerten Therapieformen gegen Hysterie haben wir einen Blick in die jüngere Vergangenheit gewagt. Jetzt gehen wir noch viel weiter zurück bis in die sogenannte „Prähistorie“, zu den Ursprüngen der Menschheitsgeschichte, in der sich die Abstammungslinien der Primaten zu teilen beginnen. Alle Aussagen über unserer Spezies in der Prähistorie können nur Annahmen sein, denn die „Frühgeschichte“ des Menschen, aus der dann auch erste schriftliche Überlieferungen bekannt sind, beginnt erst etwa um 2.000 v. Chr.

In diesem Kapitel steht die Frage im Zentrum, wodurch unser Sexual- und Paarungs-Verhalten im Laufe der Evolution geprägt wurde. Auf der Suche nach Antworten leistet die „evolutionäre Psychologie“ einen wesentlichen Beitrag. Diese formuliert aus Forschungs-Erkenntnissen verschiedener Wissenschaftsbereiche Hypothesen zum wichtigsten evolutionären Ziel jeder Spezies: die Weitergabe der eigenen Gene. Ich stelle zwei unabhängig voneinander entstandene Modelle vor, die jeweils unterschiedliche Erklärungsansätze dafür bieten. Diese habe ich nach den jeweils zentralen Fortpflanzungs-Strategien benannt: Spermienkonkurrenz- und Genoptimierungs-Modell.

Beide Modelle berücksichtigen in ihren Annahmen, dass der Mensch und seine nächsten Verwandten, die Menschenaffen, eine Jahrmillionen währende gemeinsame Entwicklungsgeschichte teilen. Daher beginne ich dieses Kapitel auch mit dem Sexualverhalten der verschiedenen Primaten-Arten. Abschließend werfe ich noch einen Blick auf die sexuellen Bräuche und Riten heute noch wildlebender Völker. Dies auch in der Hoffnung, dort noch Spuren von dem zu finden, was über Hunderttausende von Jahren prägend für die Sexualität der frühen Jäger-und-Sammler-Gemeinschaften war. Unsere Vorfahren!

Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.

(Antoine de Saint-Exupéry)