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Liebes-, Bindungs- und Entwicklungsbedürfnisse des Kindes

Grundlage für eine stabile Persönlichkeit - insbesondere hinsichtlich des späteren Bindungsverhaltens - ist der frühkindliche Erwerb des sogenannten Urvertrauens, d.h. einer als verlässlich empfundenen Bindung des Säuglings zu seiner Mutter. Aus den Erfahrungen des Kleinkinds, dass seine akustischen und optischen Signale empathisch verstanden werden, entwickelt sich dann Schritt für Schritt eine positive Einstellung dem Leben und anderen Menschen gegenüber.

Nie wieder - außer in der Pubertät - unterliegt die neuronale Vernetzung im Gehirn so starken Einflüssen wie in den ersten sechs Lebensjahren. Einerseits ist der Säugling auf die Fürsorge der Eltern angewiesen, ohne die er in den ersten Jahren nicht überlebensfähig wäre. Andererseits übernehmen Eltern durch ihre liebevollen Zuwendungen Verantwortung für die Entwicklung sozialer und emotionaler Kompetenzen. Wird die damit zusammenhängende Gehirnentwicklung in den ersten Jahren verpasst, kann sie später nur noch sehr unzureichend nachgeholt werden. Dies zeigt die nachhaltige Verantwortung der Eltern für einen vom Kind als liebevoll erfahrenen Bindungsprozess.

Kleinkinder brauchen also Elternliebe oder die Liebe sonstiger Bezugspersonen, die eine starke emotionale Bindung zu ihm aufbauen. Bis zum etwa zweiten bis dritten Lebensjahr sollte das Kind eine gute Bindungsfähigkeit entwickelt haben, d.h. es fühlt sich sicher, dass seine Bezugspersonen ihm bei Bedarf Nähe und Schutz bieten. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um sich schrittweise auf die unmittelbar anschließende Phase kindlicher Neugier und Entdeckungslust einzulassen, durch die neue Eindrücke in verschiedensten Lebenssituationen gesammelt werden können.

Bis zum sechsten Lebensjahr sollten weiterhin vor allem emotionale, soziale und motorische Schlüsselkompetenzen erworben werden. Mit ihnen werden entscheidende Weichen für die künftigen Ressourcen gestellt, mit denen im Jugend- und Erwachsenenalter auf Herausforderungen im Leben reagiert werden kann. Die Rolle des Spielens kann dabei gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn hier kann beispielsweise - neben vielem anderen - die spielerische Umkehr von Machtverhältnissen geübt werden. Ein Gefühl für Kontrolle über das unmittelbare Umfeld zu bekommen und mit dem eigenen Wollen sowie seiner Durchsetzungsfähigkeit zu experimentieren, ist eine weitere wichtige Voraussetzung, um eine eigenständige Persönlichkeit zu entwickeln.

Was von manchen Eltern aus Unwissenheit falsch eingeschätzt wird: Kognitive Prozesse wie Verhalten reflektieren, mit Bekanntem vergleichen und daraus Handlungsoptionen entwickeln stehen in der Phase bis zum sechsten Lebensjahr nur sehr rudimentär auf der Tagesordnung. Dies hat seinen Grund einfach darin, dass sich erst im Einschulungs-Alter auch so etwas wie ein Langzeitgedächtnis zu entwickeln beginnt.

Zum Schluss noch ein Blick auf kulturelle Unterschiede hinsichtlich des Verständnisses von Elternliebe aus Sicht ihrer Kinder. Eine länderübergreifende amerikanische Studie hat untersucht, welches Verhalten ihrer Eltern 14-17-jährige Jugendliche mit Liebe assoziieren. Dabei zeigte sich, dass emotionale Unterstützung und Zuneigung für aus westlichen Kulturen stammenden Jugendlichen die wichtigste Rolle spielen. In anderen Kulturkreisen - insb. in den östlichen - wurden hingegen Respekt, moralische Führung und Vertrauen häufiger genannt.

Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt!

(Albert Schweitzer)

Hund und Katze